Sind Zahnimplantate aus Zirkon eine Alternative zu Titan?
Die Versorgung zahnloser Areale mit Hilfe von osseointegrierten Zahnimplantaten ist eine wissenschaftlich akzeptierte und gut dokumentierte Behandlungsmethode. Implantatsysteme aus Titan gelten dabei als Goldstandard, werden aber auch kritisiert, da es in seltenen Fällen zu Unverträglichkeiten oder zu einem unästhetischen gräulichen Durchschimmern durch die Gewebe kommen kann. Zirkon stellt heute eine viel versprechende biologische und ästhetische Alter native für die Patienten dar. Allergien und Unverträglichkeiten treten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht auf, und die Heilung des umliegenden Zahnfleisches verläuft gut.
Im Rahmen einer Literaturrecherche wurde in den elektronischen Datenbanken PubMed und Cochrane Library nach zwischen 1990 und Dezember 2016 erschienenen englischsprachigen Artikeln unter Nutzung folgender Begriffe gesucht: „zirconia implants“ NOT „abutment“, „zirconia implants“ AND „titanium implants“ AND „osseointegration“, „zirconia implants“ AND compatibility. Es konnten 47 relevante Artikel gefunden werden. Alle Invivo und klinischen Studien an Menschen sowie Invitro und Tierstudien wurden nach folgenden Unterkriterien bewertet: chemische Zusammensetzung, Struktur und Phasen; physikalische und mechanische Eigenschaften; Ästhetik und optische Eigenschaften; Osseointegration und Biokompatibilität; Modifikation der Oberflächen; periimplantäre Biokompatibilität, Entzündung und Weichgewebeheilung sowie Langzeitprognose.
Die Auswertung ergab, dass ein scharfkantiges oder zu spitzes Design der Gewinde mit einem schmalen Durchmesser, Kratzer und jegliche Veränderungen der Oberfläche durch Beschleifen, Säureätzung, Sand strahlen etc. vermieden werden sollten, um lokale Stressbildung, mechanische Überbelastung und einen daraus resultierenden Misserfolg zu vermeiden. Da eine mechanische Überbelastung eine wichtige Ursache für Misserfolge ist, empfiehlt es sich, Durchmesser von 3,25 mm und kleiner für Zirkonimplantate nicht zu verwenden.
Die gute Ästhetik von Zirkon wird durch die Maskierung dunkler Substrate sowie eine gute Opazität im sichtbaren und Infrarotlicht mit einer kontrollierten Transluzenz, einem hohen Refraktionsindex und ei nem geringen Absorptionskoeffizienten begünstigt. Es kann davon ausgegangen werden, dass Zirkon implantate eine mit Titanimplantaten vergleichbare Osseointegration auch unter Belastung zeigen. Den noch scheint es von Vorteil zu sein, bei einteiligen Implantaten aus Zirkon für eine gute Osseointegration eine Sofortbelastung zu vermeiden.
Schlussfolgerungen: Viele Invitro und Invivo Studien haben ergeben, dass Implantate aus Zirkon eine vielversprechende Alternative zu Titanimplanta ten sind und eine verbesserte Reaktion der Weichge webe, Biokompatibilität und Ästhetik bei einer ver gleichbaren Osseointegration zeigen. Das Auftreten von frühen Frakturen bei einteiligen Zirkonimplantaten im Bereich der Seitenzähne ist ein sensitiver und kritischer Faktor für den Einsatz und die Akzeptanz in allen klinischen Situationen. Da die meisten Studien zu Implantaten aus Zirkon relativ kurze Beobach tungszeiträume aufweisen, bedarf es weiterer Unter suchungen, bevor Titan durch Zirkonimplantate er setzt werden können. Es müssen zusätzliche Forschungsarbeiten zur Vermeidung von Alterungs prozessen sowie zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften, der Struktur und der Osseointegration bei Zirkonimplantaten durchgeführt werden. Mehr strukturierte Studien zur Beurteilung der mechani schen Möglichkeiten verschiedener Arten von Zirkon und deren genauer Zusammensetzung sowie zu Herstellungs und Sinterprozesse sind nötig, um Standards bei der Untersuchung und der Produktion dieser Implantate zu etablieren.
Sivaraman K, Chopra A, Narayan AI, Balakrishnan D. Is zirconia a viable alternative to titanium for oral implant? A critical review. J Prosthodont Res 2017;62:121-133.
Umgang mit Universaladhäsiven
Universaladhäsive sollen helfen, die Klebetechniken zu vereinfachen. Sie sollen dabei eine gute Haftung mit einem beschleunigten und reproduzierbaren klinischen Vorgehen verbinden. Weiter sollen die Vorteile von Etchand Rinse Adhäsiven (gute und stabile Verbindung zum Schmelz) mit denen der Self Etch Adhäsive (rasche und unkomplizierte Anwendung) vereint werden. Mit der Weiterentwicklung der verschiedenen Adhäsivsysteme verändert sich auch deren Zusammensetzung laufend. Aus diesem Grund ist es wichtig zu identifizieren, welche Faktoren – vor allem beim Ätzprotokoll – Nano Undichtigkeiten (Nano leakage) reduzieren und damit die Dauerhaftigkeit des Bondings beeinflussen können.
Ziel der vorliegenden systematischen Literaturrecherche war es, den Effekt verschiedener Ätzprotokolle auf das Nanoleakage von Universaladhäsiven zu untersuchen. Die elektronischen Datenbanken PubMed/ MEDLINE, Web of Science, Scopus und Science Direct wurden nach Invitro Studien zur Beurteilung des Nanoleakage von Universaladhäsiven durchsucht. Es konnten 511 potenziell relevante Beiträge gefunden werden, von denen 13 Studien qualitativ bewertet und schließlich fünf für eine Metaanalyse verwendet wurden.
Sieben Universaladhäsive wurden in dieser Übersicht berücksichtigt. Die Etch and Rinse Technik konnte das Nanoleakage von Peak Universal und GBond Plus reduzieren, während die Self Etch Methode das Nanoleakage von AllBond Universal verringerte. Im Vergleich hierzu hatte die Ätzmethode keinen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse von Prime&Bond Elect und Scotchbond Universal, welche das geringste Nanoleakage zeigten. Für das geringe Nanoleakage von Scotchbond Universal und AllBond Universal ist wahrscheinlich das darin enthaltene Monomer 10 Methacryloyloxydecyl Dihydrogen Phosphat (10MDP) verantwortlich. Neben der chemischen Zusammensetzung hat auch die Anwendungstechnik einen Einfluss auf die Haftwerte. So führte eine aktive Applikation von Scotchbond Universal („Einreibetechnik“) zu einer Reduktion des Nanoleakage. Eine aktive Anwendung er höhte die Haftung von Self Etch Adhäsiven auf dem Dentin durch die Entfernung oder Modifikation der Schmierschicht, was die Verdampfung der Lösungsmittel fördert. Im Gegensatz zu Scotchbond Universal empfehlen die Hersteller von GBond Plus und Prime& Bond Elect keine aktive Anwendung.
Schlussfolgerungen: Die Ätzmethode kann die Wirkung von Universaladhäsiven beeinflussen. Eine korrekte Anwendungstechnik und eine zusätzliche Schicht des Bondings können das Nanoleakage signifikant reduzieren. Weitere längerfristige klinische Studien müssen den Einfluss der chemischen Zusammensetzung auf die Haftwerte untersuchen. Neben der weiteren Vereinfachung der Anwendung sollte Wert auf die Kommunikation effektiver klinischer Einsatzprotokolle vonseiten der Hersteller gelegt werden. Auch das beste Adhäsiv kann bei falscher Anwendung zu unbefriedigenden klinischen Resultaten führen.
Kaczor K, Gerula-Szymanska A, Smektala T, Safranow K, Lewusz K, Nowicka A. Effects of different etching modes on the nanoleakage of universal adhesives: A syste-matic review and meta-analysis. J Esthet Restor Dent 2018 Mar 23 [Epub ahead of print].